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Braucht Minden eine Multifunktionshalle?

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Zwischen Bahnhof und Fort A könnte eine Multifunktionshalle entstehen. Im Herbst, spätestens zum Jahresende, muss der Rat der Stadt Minden entscheiden, ob das Projekt angeschoben wird. Alles hängt vom Geld ab: Was geben der Kreis Minden-Lübbecke und die Wirtschaft dazu? Und wie viele Einnahmen würde eine neue Arena erwirtschaften?
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Der Mindener Rat stellte vor der Sommerpause zusätzlich 200.000 Euro für die weitere Entwicklung zur Verfügung. Die Stadt möchte nämlich ganz genau wissen, wie groß das finanzielle Risiko ist, dass sie möglicherweise mit dem Bau eingeht. In der Ratssitzung waren 41 Politiker dafür, sieben Politiker dagegen, sechs enthielten sich.
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Bisher dient die 1970 gebaute kreiseigene Kampa-Halle an der Hahler Straße als eine für alle. Hier finden Konzerte, Abibälle, Messen und Kongresse statt, und der Handball-Bundesligist GWD Minden nutzt sie als Heim-Spielort.
Doch inzwischen zeichnet sich dort erheblicher Sanierungsaufwand ab – zum einen beim Brandschutz, zum anderen aber auch, weil sie nicht mehr den Erwartungen heutiger Event-Besucher entspricht. Zur Verbesserung müsste der Kreis Millionen investieren. Am Ende gäbe es dann eine fit gemachte Sporthalle, aber immer noch keine moderne Veranstaltungs-Location.

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Schon 2016 stand das Thema Sicherheit in der Kampa-Halle auf der Agenda. Das Mindener Tageblatt berichtete unter anderem mit einem Video.
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Das Feuerwerk der Turnkunst verabschiedete sich 2015 aus Minden. „Wir stießen technisch an unsere Grenzen. Für Sommer 2017 hatten wir eine Bühnenshow in der Kampa-Halle geplant, aber auch die mussten wir absagen, weil wir keine Freigabe bekommen haben“, erklärt Geschäftsführer Wolfram Wehr-Reinhold. Minden hat er aber weiter auf dem Schirm: „Wenn eine Multihalle gebaut werden sollte, würden wir uns sehr freuen und gerne wieder kommen.“
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Der Geschäftsführer des Bielefelder Konzertbüros Stratmann sagt: "Ab Sommer haben wir gar keine Veranstaltungen mehr in der Kampa-Halle geplant, die letzten Shows waren Otto und Luke Mockridge (Foto) im Mai." Gründe sind der Brandschutz, aber auch die in die Jahre gekommene Halle. "Wir machen eher wieder auf Kanzlers Weide ein Konzert als in der Kampa-Halle", sagt er. Eine neue Arena würde er begrüßen.
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Der Veranstaltungsbetrieb dort ist aktuell nur unter Auflagen möglich, fasst Kreis-Pressesprecherin Mirjana Lenz zusammen. Zu diesen gehören zusätzlicher Personaleinsatz im Brandschutz ebenso wie das Verbot von Elementen wie etwa Pyrotechnik. Veranstaltungen können da überhaupt nur noch stattfinden, weil schon Vieles baulich und technisch angepasst wurde.

Doch die veraltete Lüftungs- und sonstige Technik reicht nicht für einen Betrieb ohne Auflagen. Darum drängt der Kreis Minden-Lübbecke als Betreiber der Halle auf eine schnelle Entscheidung in Minden.


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Manche reden von „Multifunktionshalle“ oder kurz „Multihalle“, die Stadtverwaltung nennt es „Veranstaltungs- und Kongressarena“. Kreis-Politiker brachten auch „Westfalenarena“ ins Gespräch. Also „Arena“ scheint man schon mal festhalten zu können, klingt ja auch besser als „Halle“. Minden-Arena? Weser-Arena? „Event-Arena Alter Güterbahnhof“? Eher nicht: Die Stadt würde die Namensrechte gerne für eine sechsstellige jährliche Summe an Vertreter der heimischen Wirtschaft verkaufen, und Interessenten gibt es offenbar auch schon. Welche? Das ist noch geheim.
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Die Arena soll am Bahnhof auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs gebaut werden. So können künftige Besucher bequem mit dem Zug an- und abreisen. Dieses Areal auf dem Rechten Weserufer will die Stadt Minden schon seit Langem entwickeln und dafür auch verschiedene Fördertöpfe nutzen.
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Der Landrat des Kreises Minden-Lübbecke, Dr. Ralf Niermann, unterstützt diese Standortwahl. Weil der Kreis aber einen Teil der Kosten mit trägt, murren vor allem die Kommunen im Westen. Sie würden ebenfalls zur Kasse gebeten, weil das Geld des Kreises aus der gemeinsamen Umlage kommt. Profitieren würde aber nur Minden, so die Kritiker.
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Auf dem 43.000 Quadratmeter großen Areal des Alten Güterbahnhofs war ganz früher mal ein städtisches Gaswerk. Der Boden ist mit stark teerhaltigen PAK (Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe) belastet, und für deren Entsorgung ist die Stadt zuständig. Das hat sie vor Gericht klären lassen – in der vergeblichen Hoffnung, dass auch die Bahn als Betreiberin des ehemaligen Güterbahnhofs mit zur Kasse gebeten würde.

Altlasten haben indirekt aber auch ihr Gutes: Zu deren Entsorgung gibt es Fördermittel. „Als schon zugesagt gilt eine 80-prozentige Kostenübernahme“, so Stadt-Pressesprecherin Susann Lewerenz. Laut Bau-Beigeordnetem Lars Bursian gehen die Fachleute nach einer ersten Schätzung hier von Maximalkosten in Höhe von vier Millionen Euro aus. Davon müsste Minden 800.000 Euro übernehmen. Das Gelände wird auf jeden Fall dekontaminiert – egal, ob die Halle gebaut wird oder nicht.


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Außerdem könnten auch noch Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden liegen. Um das zu klären, müssen alte Gebäude erst abgerissen werden, damit der Boden fachkundig sondiert werden kann. Zuständig ist der Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung Arnsberg.
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Derzeit geht Bau-Beigeordneter Lars Bursian von einer Halle mit 11.500 Quadratmetern Gesamtgeschossfläche aus. Sie soll maximal 5500 Zuschauer fassen. Wenn die Kopfbühne steht, hätten 5000 Menschen Platz, bei GWD-Heimspielen würden 4000 Sportfans in der Halle sitzen können. Die Kapazität bei Kongressen liegt bei um die 2500 Teilnehmer. Als Veranstaltungsraum könnten auch das Foyer mit 1000 Quadratmetern Fläche und weitere Tagungs- und Seminarräume genutzt werden.

„Die Halle wäre teilbar und flexibel nutzbar“, so Stadt-Pressesprecherin Lewerenz. Drei der unteren Tribünen sollen flexibel ein- und ausfahrbar sein, an einer Stelle ist ein Durchlass für Lastwagen, die so direkt in die Halle fahren könnten – für einen schnellen Auf- und Abbau.
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Die Verwaltung soll separat im ehemaligen Lokschuppen (vorne) untergebracht werden. Dann könnte die Halle selbst geschlossen bleiben, falls sie nicht gebucht ist. Die drei Blöcke, die in dieser Skizze hinter der Arena eingezeichnet sind, könnten ein Parkhaus, dahinter (lang und schmal) ein Hotel und dann rechts an der Friedrich-Wilhelm-Straße ein Kino sein. Kino und Hotel würden ideal hierher passen, falls sich Betreiber finden, so die Entwickler. Mit in Planung sind sie zurzeit aber nicht.
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Hier ist zu sehen, wie das Areal ohne Parkhaus und Hotel gestaltet wäre. Parkflächen sind rechts zwischen dem hufeisenförmigen Fort A und der Halle eingezeichnet, ebenso links an der Stelle, wo sonst das Systemparkhaus für rund 3,4 Millionen Euro netto gebaut würde.
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34,4 Millionen Euro wird die Erstellung der Arena mit allem Drumherum wohl mindestens kosten, so die aktuellen Berechnungen. Davon entfallen auf den Bau der Halle 25,3 Millionen Euro. Dazu kommen der Umbau des ehemaligen – und denkmalgeschützten – Lokschuppens, in dem die Verwaltung untergebracht werden soll, die Herstellung von Außen- und Parkflächen sowie die wohl unvermeidlichen Baukostensteigerungen. Und wenn ein Parkhaus gewünscht wird, kostet das dann noch mal 3,4 Millionen Euro mehr, also dann 37,8 Millionen Euro netto.

Teile der Mindener Politik nennen jedoch andere Summen und sprechen von bis zu 45 Millionen Euro. Stadtkämmerer Norbert Kresse ordnet das so ein: Das sei die Bruttosumme mit eingerechnetem Parkhaus. Die Bruttosumme müsse aber nicht bezahlt werden. Denn die Halle soll durch eine Besitz-Gesellschaft errichtet werden, die vorsteuerabzugsberechtigt ist. Und so geht die Stadt nur von 34,4 plus eventuell 3,4 Millionen Euro Investition aus.
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Die ersten Entwicklungskosten teilten sich Kreis, Stadt und die heimische Wirtschaft zu je einem Drittel. 300.000 Euro waren da veranschlagt. Bürgermeister Michael Jäcke und Landrat Niermann waren in diesem Jahr bei der heimischen Wirtschaft unterwegs, um eine substanzielle finanzielle Beteiligung einzuwerben. Denn: Je höher der Betrag ist, der am Anfang da ist, desto weniger Kredit muss für den Bau aufgenommen werden und um so geringer sind die späteren Dauerkosten.

Noch ist dieser Werbezug nicht beendet. In welcher Höhe bisher Summen zugesagt wurden, wird noch nicht öffentlich gemacht. Auch ist noch nicht klar, ob und in welcher Größenordnung sich der Kreis beteiligen kann und will.

Viel hängt auch davon ab, welche Einnahmen die Halle später hat. Das soll so genau wie möglich eingeschätzt werden. Aus der Vermietung der Halle und spezieller Showrooms, den Einnahmen aus dem Namensrecht und anderem muss dann unterm Strich eine Summe stehen, durch die die jährlichen öffentlichen Unterhaltungszuschüsse so gering wie möglich sind.

Für die Erstellung des Außengeländes hatte vor der Landtagswahl der ehemalige Städtebauminister NRW Geld im Aussicht gestellt. Am Donnerstag wurden Fördermöglichkeiten mit Ministerin Ina Scharrenbach in Minden andiskutiert. Eine Entscheidung dazu gibt es nicht.
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Jein. Seit die Stadthalle Minden in der Obermarktpassage geschlossen wurde, suchen viele große Vereine nach einem Ort für Jahreshauptversammlungen und andere Großereignisse. Schulen mit starken Abi-Jahrgängen brauchen dringend einen Platz, wo sie mit Schülern und deren Familien feiern können. In Minden konnte eine Zeit lang die Mensa der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule genutzt werden; die fällt inzwischen aus Brandschutzgründen aus. Das Victoria-Hotel mit dem Saal „Scala“ hat sich als kleinere Alternative etabliert, inzwischen weichen auch viele ins GOP Bad Oeynhausen aus. Und wer ganz viel Platz braucht, muss nach Lübbecke gehen. Die dortige Stadthalle ist groß genug, aber auch nicht mehr hochmodern.
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Eine Herzensentscheidung ist es für viele, die sicher sind: Eine Stadt wie Minden braucht eine anständige Veranstaltungshalle. Doch letztlich wird es um Geld gehen. Noch fehlen aussagekräftige Zahlen und Daten für den Businessplan, für das Betriebskonzept sowie für die Markt- und Bedarfsanalyse, so Lewerenz. Auch ist noch nicht klar, wie viel Geld genau die Wirtschaft gibt und wie sich der Kreis als „Juniorpartner“ beteiligt. Bis Ende des Jahres sollen diese Informationen aber vorliegen, so dass der Rat entscheiden kann.
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Falls in Minden Ende 2017 ein „Nein“ für die Multihalle kommt, wird der Kreis den Masterplan für die Sanierung der Kampa-Halle als Event- und Sport-Location wieder aufgreifen und die nötigen Arbeiten und Abstimmungen anstoßen, so Lenz. Ziel: die Arbeiten im Sommer 2019 umzusetzen.

Falls Minden „Ja“ zur Arena sagt, muss die Kampa-Halle ebenfalls für einen spezialisierten Weiterbetrieb vorbereitet und umgestaltet werden. Dann wird sie für den Schulsportbetrieb fit gemacht, aber für Veranstaltungen nicht mehr zur Verfügung stehen.
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Markus Kalusche: Ich warne davor
zu glauben, dass der alleinige Bau einer neuen
Multifunktionshalle der Schlüssel zum Erfolg ist,
sprich zu deutlichen Mehreinnahmen. Wenn die
Multifunktionshalle gebaut werden sollte und
GWD Minden dann nicht das richtige Angebot
für die unterschiedlichen Zielgruppen anbieten
kann, wird die neue Multifunktionshalle mit einer
höheren Pacht zum Bumerang. Ziel muss es
sein, das alles in den nächsten 3 bis 5 Jahren
zu entwickeln und mit der vollen Power in die
neue Multifunktionshalle zu ziehen. Dann kann
man auf der Vermarktungsseite die volle Kraft
entfalten und von der neuen Halle profitieren.

Frank von Behren: Das Potenzial ist ganz klar abhängig
von der Infrastruktur und den politischen
Entscheidungen, die in nächster Zeit getroffen
werden. Die neue Arena ist für uns mittelfristig
notwendig. Beim Zuschauerschnitt gehören wir
in der Bundesliga zu den Letzten. Wir brauchen
die Multifunktionsarena, wenn wir uns dauerhaft
unter den Top Ten etablieren wollen. Das ist
alles miteinander verwoben.

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Die Statements der Fraktionen sind auf den nachfolgenden Seiten zu hören.
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Eine Multimedia-Reportage von Monika Jäger und Nadine Schwan mit Inhalten von Sebastian Külbel (GWD-Interview).

Fotos: Alex Lehn, Krischi Meier, Nadine Schwan, Kerstin Rickert, Thomas Kühlmann, Stadt Minden, pr, MT-Archiv

Skizzen: Stadt Minden/FIRU

Video und Audio-Elemente: Nadine Schwan
Youtube-Video: Svenja Kracht

Copyright Mindener Tagblatt 2017

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