Hinweis

Für dieses multimediale Reportage-Format nutzen wir neben Texten und Fotos auch Audios und Videos. Daher sollten die Lautsprecher des Systems eingeschaltet sein.

Mit dem Mausrad oder den Pfeiltasten auf der Tastatur wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Durch Wischen wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Los geht's

Geschichten vom Beckenrand - Die Bünder-Freibad-Reportage

Logo https://owl-digital.pageflow.io/geschichten-vom-beckenrand-die-bunder-freibad-reportage

Zum Herbst 2019 wird das Bünder Freibad nach über 80 Jahren Betrieb geschlossen. Dabei haben Generationen von Bündern ihre "Badeanstalt" sehr lieb gewonnen
Zum Anfang
Fast jeder Mensch in Bünde verbindet eine kleine Geschichte mit dem Freibad am Steinmeisterpark. An ihren ersten Sprung vom Zehn-Meter-Turm, heimliche nächtliche Partys auf dem Sprungbrett oder die liebsten Schwimmbad-Süßigkeiten erinnern sich auch die Urgroßeltern gerne zurück
Zum Anfang
Lassen wir also 80 Jahre Bünder Freibad-Geschichte durch diejenigen sprechen, die sie selbst erlebt haben
Zum Anfang
Einer von ihnen ist Andreas Steffmann. Sein Geld verdient er bei einer Gebäudereinigungsfirma. Doch im Freibad Bünde ist er der Mann, der anderen beibringt, Leben zu retten. Auch er selbst hat schon andere vor dem Ertrinken bewahrt.
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Andreas Steffmann engagiert sich seit über 25 Jahren bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Bünde. Hauptaufgaben der Ehrenamtlichen der DLRG sind es, Kindern frühzeitig das Schwimmen beizubringen und andere Freiwillige als Rettungsschwimmer auszubilden.

Audio öffnen

Zum Anfang
Schon vor dem Ersten Weltkrieg soll es an der Else ein Freibad gegeben haben. Das "Elysiumbad" wird zum ersten Mal im Jahr 1866 schriftlich erwähnt und verschwand während der 1920er-Jahre. Damit die Passanten sich durch den Anblick der Badenden nicht gestört fühlten, wurde eine Abzäunung aus Tabaksäcken errichtet.
Zum Anfang
Einen Bademeister gab es nicht, aber Mutter Vahle achtete streng darauf, dass Jungen und Mädchen nicht gleichzeitig badeten. Auch die damals noch eigenständige Gemeinde Ennigloh besaß ab 1913 eine eigene Flussbadeanstalt auf Höhe der Sachsenstraße.
Zum Anfang
Im Jahr 1928 beschlossen die Gemeinden Bünde und Ennigloh, eine neue Flussbadeanstalt zu bauen. Der Bau des Freibads am Zusammenfluss von alter und neuer Else kostete 60.000 Reichsmark. Das Hauptgebäude der Badeanstalt wurde im Volksmund auch als "Tempel" bezeichnet.
Zum Anfang
Dort, wo das Freibad war, musste der Fluss regelmäßig entschlammt werden. Die Kosten dafür wurden den Betreibern jedoch bald zu hoch.
Zum Anfang
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten
Zum Anfang
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Zum Anfang
Schließen
Vorher/Nacher Ansicht

Vorher/Nachher-Ansicht starten
Dass die Ennigloher nun ein eigenes Freibad hatten, konnte Bündes Bürgermeister Moes nicht auf sich sitzen lassen. Schließlich sagten die Bünder Stadtwerke ihre finanzielle Unterstützung für den Bau des Bünder Freibads zu. 1937 wurde es eröffnet.
Zum Anfang
Nach oben scrollen
Nach links scrollen
Nach rechts scrollen
Nach unten scrollen
Zum Anfang
Nach oben scrollen
Nach links scrollen
Nach rechts scrollen
Nach unten scrollen
Zum Anfang

"Meine Schwiegermutter war eine echte Wasserratte. Das Bild zeigt Luise beim Weg über den Elsedamm ins Bünder Freibad, sie wohnte damals an der Ecke Frühlingsweg/Kleiner Bruchweg."

Vollbild
Erinnerung von NW-Leser Hans-Walter Becker
Schließen
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Dirk Sieker ist buchstäblich im Bünder Freibad groß geworden. Geboren ist er im Jahr 1961. Sein Großvater führte jahrelang den Schwimmbad-Kiosk. Heute ist Dirk Sieker selbst Sportleiter beim Verein TG Ennigloh. Ins Bad kam er auch manchmal, wenn es eigentlich verboten war.

Audio öffnen

Zum Anfang

Aufregung am Beckenrand

Vollbild
"Bis 1985 lebte ich in Bünde. In den siebziger Jahren war das Bünder Freibad mein zweites Kinderzimmer. Dabei hatte ich als kleines Kind größte Panik, wenn es mit meinen Eltern ins Freibad ging. Spätestens wenn das Laufbecken durchschritten wurde, klammerte ich mich an meinen Eltern fest und fing an, fürchterlich zu schreien.

Damals waren die Schwimmbecken noch komplett mit einem Laufbecken umgeben. Meine zwei Jahre jüngere Schwester war mir im Wasser total überlegen. Sie konnte schon etwas schwimmen. Im Sommer 1972 stand dann für mich der Schwimmkurs an. Ich kam in die 3. Klasse und sollte jetzt endlich Schwimmen lernen. Die Bademeister Herr Heepmann und Herr Schneider unterrichteten unsere Gruppe zuerst auf der Wiese und dann natürlich auch im Wasser. So langsam verlor ich meine Furcht vor dem Wasser, obwohl noch genug Respekt vorhanden.

Am 26.07.1972 stand dann das erste Schwimmen ohne Schwimmhilfe im Sprungbecken an. Herr Heepmann stand mit einer langen Stange für den Notfall auf dem 1er-Sprungbrett. Wir Kinder klammerten uns an den Beckenrand und mussten einer nach dem Anderen quer durchs Sprungbecken schwimmen. Bei den Kindern vor mir funktionierte es. Als ich an der Reihe war, dachte ich nur, irgendwann musst du sowieso sterben. Ich drückte mich vom Rand ab und tatsächlich, das Wasser trug. Meine Mutter war derart begeistert, dass sich mich anschließend mit ins Nichtschwimmerbecken nahm, um weiter schwimmen zu üben.

Sie blieb außen, denn sie selber konnte nicht richtig schwimmen. Neben dem Schwimmerbecken feuerte sie mich kräftig an. Dabei lief sie langsam neben mir her und kam dem Schwimmerbecken immer näher ohne es im Blick zu haben. Und dann passierte es. Ich versuchte weiter, mich über Wasser zu halten. Meine Mutter stürzte in das Schwimmerbecken. Die Umstehenden konnten sich nicht halten vor Lachen.
Nachdem sie das Becken verlassen hatte, musste sie sich von den anderen Besuchern Kleidung leihen, denn sie hatte keine Badesachen dabei gehabt. Ein Nachbar von uns, der das gesehen hatte, verständigte die NW. Am 28.07.72 erschien dann die Karikatur"

Michael Horstmann
Schließen
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Sandro Musicale schwamm seinen ersten eigenen Wettkampf im Jahr 1987. Allerdings nicht im Bünder Freibad. Für seinen Schwimmverein, den TG Ennigloh, kümmert er sich um den Datenschutz und die Pressearbeit. Als Schiedsrichter hofft er, auch bald einmal im neuen Bünder Freibad eingesetzt zu werden - dieses soll zukünftig nämlich wettkampftauglich werden.

Audio öffnen

Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten
Als Schwimmeisterin und Badbetriebsleiterin kennt Kerstin Lech das Freibad buchstäblich in- und auswendig. Über Pumpen und Wasserqualität weiß sie ebenso Bescheid, wie über die allgemeinen Bade-Regeln. Sie erlebte den Umbau Anfang der 1990er und kennt die Entwicklungen die zur geplanten Schließung des Bads führten.

Video öffnen

Zum Anfang
Seit den 1970er-Jahren hat sich so manches geändert im Bünder Freibad. Anfang der 1990er-Jahre wurde renoviert. Das Laufbecken, das einmal um das Schwimmerbecken herumgeführt hatte, verschwand, ein neues Kinderplantschbecken wurde gebaut. Auch der Kiosk ist mittlerweile seit vielen Jahren geschlossen.

Zum Anfang
Was sich hingegen nicht geändert hat: Das Freibad wurde für Generationen von Bündern zu einem besonderen Ort der Kindheit - und ist es heute noch.
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten
Zum Anfang
Zum Anfang
Nach oben scrollen
Nach links scrollen
Nach rechts scrollen
Nach unten scrollen
Zum Anfang
Nach oben scrollen
Nach links scrollen
Nach rechts scrollen
Nach unten scrollen
Zum Anfang
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten
  • Die Stadt kalkuliert derzeit mit rund 9,1 Millionen Euro Investition. Davon werden 3,9 Millionen aus Fördermitteln des Landes finanziert.
  •  Geplant sind ein 50-Meter-Schwimmerbecken nach Wettkampfnorm, ein Spiel- und Spaßbecken, ein Sprungbecken sowie ein überdachtes Kinderplanschbecken.
  • Einen Zehn-Meter-Turm wird es nicht mehr geben, dafür aber ein Ein-Meter-, ein Drei-Meter- und ein Fünf-Meter-Brett.
  • Auch ein Beachvolleyball-Feld ist angedacht. Zusätzlich soll Platz für andere Sandsportarten entstehen.
  • Die Betreiber hoffen auf steigende Besucherzahlen nach dem Neubau. Nach aktuellen Berechnungen werden die Einnahmen für den Eintritt jedoch nicht die Unkosten ausgleichen können.
  • Zuletzt machte das Bad jährlich ein Minus von etwa 270.000 Euro.

Video öffnen

Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten
Zum Anfang
Zum Anfang
Zum Anfang
Zum Anfang
Text, Recherche & Redaktion: Lieselotte Hasselhoff

Bildmaterial: Michael Horstmann, Reinhard Schürmann, Hans-Walter Becker, Hooper Architekten, Jürgen Schultheiss, Ingo Hecker, Kommunalarchiv, Museum Bünde, NW-Archiv & Lieselotte Hasselhoff

Ton: Lieselotte Hasselhoff & hoerspielbox.de

Mit besonderem Dank an die Leserinnen und Leser sowie die Vertreter von Freibad und Vereinen, die mich an ihren Erinnerungen haben teilhaben lassen. Danke auch an die Redaktion der Neuen Westfälischen Bünde

© Neue Westfälische Zeitung 2019

Zum Anfang
Scrollen, um weiterzulesen Wischen, um weiterzulesen
Wischen, um Text einzublenden