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Das Jahrhunderthochwasser 1946

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Februar 1946

Vor 70 Jahren erleben Minden und weite Teile der umliegenden Städte und Gemeinden eine Jahrhundertflut, die ihren Höhepunkt am 10. Februar 1946 erreicht. Das Hochwasser entwickelt sich für Minden und das Einzugsgebiet der Weser und ihrer Nebenflüsse zur größten Hochwasserkatastrophe des 20. Jahrhunderts.  Das Foto zeigt Bewohner der Fischerstadt.
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Am 10. Februar 1946 erreicht der Pegel um 6 Uhr die Marke 8,16 Meter. Damit liegt er etwa vier Meter über der Schlagde, die einen Pegelwert von 4,60 Metern hat. Besonders vom Hochwasser betroffen sind die Bewohner der Fischerstadt, der Tränke (Foto) zwischen Grimpenwall und Bäckerstraße und des Südbruchs zwischen Minden und Meißen.
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Irmgard Villing
90 Jahre
Zeitzeugin

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Das Hochwasser im Februar 1946 ist in der Geschichte der Stadt Minden nicht das einzige. Weitere Fluten gab es unter anderen am 13. Januar 1553, als die Weserbrücke überflutet war und das Wasser auf dem Markt stand oder am 8. Januar 1643, als Schiffe auf der Weser direkt von der Brücke aus betreten werden konnten.  
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Die Hauptursache des Hochwassers war lang anhaltender Regen in Westdeutschland, der Ende Januar auf den tauenden und bereits vollgesogenen Boden trifft. In den ersten Februartagen 1946 verstärken sich die Regenfälle. Aus den höheren Lagen kommt noch Schneewasser hinzu.

In Minden kommt zu diesem Zeitpunkt in wenigen Tagen rund ein Zehntel der jährlichen Niederschläge herunter. Durch die Flüsse Diemel, Nethe, Emmer und Werre fließen noch viel mehr Wassermassen in die Weser.
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In Minden lassen die starken Regenfälle am 7. und 8. Februar den Weserpegel am 9. Februar in die Höhe schnellen. Am Sonntag, 10. Februar steht die Stadt unter Wasser. Der Pegel erreicht den Höchststand von 8,16 Metern. Danach geht das Wasser - hier der Blick auf die zerstörte Kanalbrücke -  langsam um rund einen Zentimeter pro Stunde zurück.

Dennoch beeinträchtigt das Hochwasser das Leben der Menschen in der Stadt noch über einen längeren Zeitraum. 


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Der Alltag der Menschen

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Irmgard Villing hat das Hochwasser 1946 als Zeitzeugin erlebt. Sie lebt mit ihrer Familie zu diesem Zeitpunkt in der Tränkestraße (heute der Bereich An der Tränke, Bäckerstraße, Pulverstraße).

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Neugierig besichtigen die Mindener Bürger das Wasser in der Stadt. Vor allem die Bewohner der höher gelegenen Stadtteile wollen sich ein Bild von der Lage machen. Hier der Blick von der heutigen Johansenstraße am Weserstadion.
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"Wenn ich einkaufen wollte, als das Hochwasser so weit in der Stadt stand, musste ich von der Tränkestraße hinter unserem Haus ein ganzes Stück laufen. Durch den Seidenbeutel und an der Johanniskriche vorbei. Auf der Bäckerstraße stand ja alles voll Wasser. Das war ganz schlimm."

Irmgard Villing

Das Foto zeigt die Ecke Bäckerstraße und Pulverstraße mit der ehemaligen Gaststätte Hirschfeld.
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Siegfried Nolte, Jahrgang 1931, hat das Hochwasser als Bewohner der rechten Weserseite erlebt. Er wohnt 1946 am sogenannten Schwarzen Weg in der heutigen Burkhardstraße in Dankersen.

"Hochwasser hatten die Menschen öfter schon erlebt, aber nicht in dieser Form, dass es meterhoch im Keller stand. Man hatte Sorge. Man hatte Eingemachtes im Keller und damals war es eine sehr knappe Zeit, wo Lebensmittel nicht so zur Verfügung standen wie heute. Jeder hatte eingelagert, Kartoffeln und ähnliches und die waren geflutet. Das war nicht angenehm. Man hatte Sorge um das, was im Keller war, ja. Mir ist aber nicht aufgefallen, dass die Leute Angst hatten."


Das Foto zeigt die überschwemmten Osterbachwiesen in Meißen.
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Durch das Hochwasser verwandeln sich die Bereiche rund um den Südbruch in Meißen, aber auch Teile von Dankersen und Minden in Seenlandschaften. Für die Menschen war es nicht einfach, vom linken auf das rechte Weserufer zu gelangen, ohne nasse Füße zu bekommen.

Siegfried Nolte und seine Freunde hatten ein altes Sturmboot in die Fluten geschoben und betätigen sich als Fährmänner für die Bewohner der überfluteten Gebiete.
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Die Stadt steht unter Wasser

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In der Weserstraße in der Fischerstadt setzen die Bewohner Boote ein, um ihre Häuser zu verlassen. Nur noch die Krone der Festungsmauer ragt 1946 noch aus den Wassermassen heraus.
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Am Klausenwall drückt das Wasser der Weser hoch auf die Straße und überflutet die Flächen vor dem damaligen Regierungsgebäude. Auch die Tonhallenstraße steht unter Wasser. Das Theater ist von Wasser eingeschlossen und der Orchestergraben vollgelaufen, berichten Augenzeugen.
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Wo heute vierspurig der Verkehr rollt, befand sich 1946 die "Francis Bridge", eine von britischen Pionieren errichtete Behelfsbrücke. Die ursprüngliche Weserbrücke war 1945 von deutschen Truppen gesprengt worden. Während des Hochwassers galt: Betreten auf eigene Gefahr!
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Ist eine solche Katastrophe auch heute möglich?

"Bis Minden ist die Weser ein Gewässer, das auf starke Niederschläge schnell reagiert", sagt Wasserbau-Ingenieur Detlef Sönnichsen. Gründe hierfür sind das ausgprägte Relief der Landschaft, das heftige Niederschläge  überwiegend oberflächig abfließen lässt, der bindige Boden, der wenig Niederschlag aufnimmt und die Y-förmig angeordneten Flüsse Werra und Fulda, die in Hannoversch Münden aufeinander treffen, so der Experte.
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Eine Mulitmediareportage von Dorothee Meinhardt

Quellen: Irmgard Villing, Siegfried Nolte, Norbert Weinert, Detlef Sönnichsen und Jürgen Langenkämper (MT)

Fotos: Irmgard Villing/pr, Siegfried Nolte/pr, Fotos von Horst Grätz aus dem Bildband "Minden 1940-1950 - Photographien aus einem bewegenden Jahrzehnt" von Karin Brinkmann-Grätz und Thomas Ahlert erschienen im Verlag J.C.C. Bruns, Kommunalarchiv Stadt Minden, Werre-Wasserverband, MT-Archiv, Alex Lehn und Dorothee Meinhardt

Grafik (nach Vorlage StAfUA OWL): Alexander Hoffmann



© Mindener Tageblatt 2016



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